Die Schach-AG der Reinhardswald-Schule hat an der Deutschen Schulschach-Meisterschaft 2022 teilgenommen.
Nachdem wir das gesamte Schuljahr über online trainiert und gespielt hatten, wollten wir eigentlich nur an einem Berliner Schulschachturnier der Wettkampfklasse IV (bis Jahrgang 2009, also im Grunde von der 5. bis zur 7. Klasse) teilnehmen. Die drei besten Teams dieses Turniers sollten dann auf der Deutschen Schulschachmeisterschaft Berlin vertreten, die vom 19.5.-22.5.2022 in der wunderschönen Jugendherberge am Ostkreuz stattfand. Doch es kam ziemlich unerwartet komplett anders: da nur drei Berliner Schulen (Andreas-Gymnasium, Leibniz-Gymnasium und wir) Mannschaften für das Berliner Turnier gemeldet hatten, waren wir auf einmal für die Deutsche Schulschachmeisterschaft für die Wettkampfklasse IV qualifiziert, ohne auch nur eine Partie gespielt zu haben.
Unser Team bestand aus vier Stammspielern und zwei Ersatzspielern. Da jedoch alle Spieler auch aktiv mitwirken sollten, wechselten wir jede Runde zwei Spieler – mit Ausnahme der 5. Runde. Für uns spielten: Aaron (5d), Enias (5d), Nino (4a), Agost (4d), Tomi (3d) und Lou (3d). Am vorletzten Tag gesellte sich noch Leonce (4d) dazu, der beim Ersatzspielerturnier antrat. Damit stellten wir sicherlich nicht nur das jüngste Team des Turniers, sondern zudem noch ein Team ohne auch nur einen einzigen Vereinsspieler. Gespielt werden sollten neun Runden im Schweizer System mit 30 Minuten Bedenkzeit je Spieler pro Partie. 25 Teams waren aus allen Gegenden Deutschlands angereist.
Neue alte Freunde
Am ersten Tag der Deutschen Schulschach-Meisterschaft, dem 19. Mai, trafen wir uns mit dem Team des Leibniz-Gymnasiums und fuhren zum Spielort. Als wir eintrafen, sahen wir uns erst einmal um. Als erstes entdeckten wir die Tischtennisplatte, wo wir erst einmal mit anderen Spielern eine Runde Rundlauf spielten, ehe wir in den Turniersaal gingen. Dort sollte die erste Runde beginnen.
Trotz des nachdrücklichen Hinweises, uns Zeit zu lassen bei der Partie, war die erste Runde für uns nach circa 15 Minuten gelaufen. Wir hatten überhastet gespielt, die goldenen Regeln des BIG GREEK missachtet und verloren. Lediglich Lukas vom Leibniz-Gymnasium – Tomis älterer Bruder, der auch schon Turniererfahrung hat – spielte eine sehr lange und sehr spannende Partie. Nach der ersten Runde hatten wir eine sehr lange Pause, da wir in der zweiten Runde spielfrei waren, so dass wir uns die Zeit mit Schach und Tischtennis vertreiben konnten. Lediglich unsere beiden Ersatzspieler waren beim toll organisierten Ersatzspielerturnier im Einsatz. Die Mittagspause zwischen der zweiten und dritten Runde nutzten wir, um uns in der Umgebung mit Pizza oder Dönerbox zu versorgen.
Nach der dritten Runde fuhren wir gemeinsam mit den Leibniz-Schülern, mit denen wir uns angefreundet hatten, zurück zur Schule. Seit Herbst 2021 spielen wir JEDEN DONNERSTAG auf lichess.org um 16:00 ein Turnier mit den Leibniz-Schülern (in den Ferien montags und donnerstags von ca. 10:00-11:00). Daher kannten wir zwar ihre Accounts, sind ihnen persönlich jedoch noch nie richtig begegnet, zumal nur zwei von ihnen bei unserem gemeinsamen Hand-and-Brain-Turnier am 24.4.2022 beim Schachclub Kreuzberg teilgenommen hatten. Auf der Rückfahrt analysierten wir noch mit unseren Handys einige Partiestellungen oder zeigten uns gegenseitig Varianten.
Gemeinsam im Turnier
Am Freitag kam es dann – nach dem gemeinsamen Mittagessen in der Umgebung – in der fünften Runde zum Derby: Reinhardswald gegen Leibniz, welches wir trotz unserer stärksten Aufstellung mit 1:3 knapp verloren. Lediglich Nino konnte am dritten Brett dem Nino vom Leibniz einen Punkt abnehmen. (Was geschehen wäre, wenn wir noch Unterstützung aus der WK G von Felix, Leo, Leonce und Karlo gehabt hätten, bleibt Spekulation. Doch am 2. Juli wollen wir dem Leibniz-Gymnasium bei unserer gemeinsamen Schulschachmeisterschaft beim Schachclub Kreuzberg zeigen, was wir so drauf haben!) Erneut wurde auf der Rückfahrt das Turniergeschehen vom Tage besprochen.
Am dritten Turniertag wurde bereits auf der Hinfahrt am Morgen fleißig analysiert. Zwischen den Runden fanden einige Spieler sogar Zeit, sich mit Großmeistern zu unterhalten. Beim Tischtennis freundeten wir uns mit Schülern aus anderen Bundesländern an. Es ist schon eigenartig, dass offenbar jedes Bundesland seine eigenen „Rundlauf-Regeln“ hat. Voller Vorfreude auf den letzten Turniertag fuhren wir – allmählich etwas erschöpft, aber dennoch motiviert – gemeinsam nach Hause. Leonce hatte uns beim Ersatzspielerturnier unter die Arme gegriffen und kam so auch dazu, etwas Turnierluft bei der Deutschen Meisterschaft zu schnuppern und Turniererfahrung zu sammeln.
Highlight Blitzschach
Am letzten Turniertag traten wir nur noch mit vier Spielern an, da zwei Spieler verhindert waren. Nach der letzten Runde galt es, die Zeit bis zur Siegerehrung sinnvoll zu überbrücken. Doch ehe wir uns zur Tischtennisplatte begaben, sollte noch ein „Freundschaftsblitzturnier“ stattfinden. Seit langem schon ist „JonasD7“ Mitglied unserer Gruppe „Gneisenaustr“ auf lichess.org. Jonas besucht die 5. Klasse des Dürer-Gymnasiums in Nürnberg und wir hatten ihn an den vorherigen Tagen schon persönlich kennengelernt. Ihm gelang eine tolle Performance, denn er holte am ersten Brett 7 von 9 möglichen Punkten! Gespielt wurde an vier Brettern mit jeweils 5 Minuten Bedenkzeit und „Oldschoolregeln“, d.h.: Jeder ungültige Zug verliert die Partie. (Bei der Deutschen Meisterschaft verlor erst jeder zweite ungültige Zug die Partie).
Gegen das Dürer-Gymnasium unterlagen wir, doch dann kam es zum Spiel gegen das Leibniz-Gymnasium: Aaron kämpfte Henry an Brett 1 nieder und „der schnelle Agost“ machte an Brett 4 seinem Namen alle Ehre und zockte in Topspeed. In scheinbar aussichtsloser Position für Agost geschah etwas Unvorhergesehenes: sein Gegner führte einen regelwidrigen Zug aus, so dass der Wettkampf mit 2:2 endete. Das Leibniz-Gymnasium ist also für den 2. Juli gewarnt!
Blick nach vorn
Bei der abschliessenden Siegerehrung erhielten wir einen Pokal und eine Urkunde und kehrten zufrieden zurück. Während des Turniers stellten wir fest, dass wir über lange Phasen der Partien – auch gegen Vereinsspielern – mithalten können, was auch bereits Großmeister Kalinitschev Aaron – unserem Kapitän – nach seiner Partie in der ersten Runde bestätigt hatte. Auf der Rückfahrt wurde munter weiter analysiert ehe wir uns voneinander verabschiedeten. Das Turnier dient uns als Ansporn, uns weiter und intensiver mit Schach zu beschäftigen.
Das schönste Zitat des Turniers stammt von einer betreuenden Begleitperson: „Ich erkenne mein Kind überhaupt nicht wieder: so ruhig und konzentriert über einen so langen Zeitraum.“
Ein ganz großes DANKE geht an die Eltern und Hasan vom Leibniz, die uns tatkräftig als Betreuer unterstützt haben und OHNE DIE EINE TEILNAHME AN DER DEUTSCHEN SCHULSCHACHMEISTERSCHAFT NICHT MÖGLICH GEWESEN WÄRE!